Dritte Vollversammlung in Frankfurt

Hoffnung auf konkrete Reformbeschlüsse beim Synodalen Weg

Wird der Synodale Weg erstmals konkrete Beschlüsse zu Reformen in der katholischen Kirche fassen? Die Frage steht vor der dritten Vollversammlung der Initiative ab dem heutigen Donnerstag in Frankfurt im Raum. Während Befürworter von einem Schlüsselmoment bei dem seit zwei Jahren laufenden Dialog zwischen Bischöfen und Laien sprechen, warnen Kritiker vor überzogenen Erwartungen.

"Jetzt ist der Zeitpunkt, Farbe zu bekennen", schreiben die Theologen Julia Knoop, Bernhard Emunds, Matthias Sellmann und Gregor-Maria Hoff in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Es brauche "effektive Machtkontrolle und -begrenzung auf allen Ebenen, ein lebbares Priesterbild, grundrechtliche Standards und wirksame Maßnahmen gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung in der katholischen Kirche. Weniger darf es nicht sein."

Intensive Debatten unter den 230 Mitgliedern der Synodalversammlung erwartet die Theologin Agnes Wuckelt. Mit Blick auf Änderungsanträge zu einigen der 13 vorliegenden Papiere zeichne sich ein grundsätzlicher Konflikt ab. Es bestehe Uneinigkeit darüber, inwiefern die "Zeichen der Zeit" und die Erfahrungen der Menschen von heute Quelle von Theologie sein könnten.

Ein Beispiel für den Richtungsstreit dürfte die Diskussionen um das Thema Sexualmoral liefern. Der Theologe Andreas Lob-Hüdepohl wies in einem Interview den Vorwurf zurück, der Synodale Weg ignoriere die traditionellen katholischen Positionen. "In dieser Debatte schauen wir auch auf die Lehren der Kirche", betonte Lob-Hüdepohl. "Wir nehmen sie aber nicht selektiv wahr, sondern sehen auch ihre stete Entwicklung, die selbst Brüche kennt. Anders als manche kirchlichen Hardliner, die so tun, als wären ihre ethischen Auffassungen schon immer und für alle Zeiten in Stein gemeißelt."

Auf einen Sinneswandel beim Umgang mit Homosexualität bis hinauf in den Vatikan hofft der Aachener Bischof Helmut Dieser. Er zeigte sich im Interview der "Aachener Nachrichten" zuversichtlich, dass beim Synodalen Weg die ebenfalls notwendige Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe für Reformvorschläge zustande kommt. Ob diese realisiert würden, sei offen. Die Vorschläge würden nach Rom adressiert. "Was dann dort damit geschieht, liegt nicht mehr in unserer Hand."

Für den Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke liegt darin der grundsätzliche Konstruktionsfehler. In der "Rheinischen Post" bezeichnete er die Initiative als "große Täuschungsaktion der Bischöfe". Dort würden Dokumente als Entscheidungen verkauft, "die ja bloß ein unverbindliches Äußern von Meinungen und Bitten sind. Und die Laien machen das einfach mit und geben dazu die Bühne, auf der die Bischöfe sich als dialogbereit inszenieren können."

Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück warnte vor einer Instrumentalisierung von Missbrauchsopfern. Wer beim Synodalen Weg Reformen fordere und sich dabei auf ein "besonderes Lehramt der Betroffenen" berufe, vereinnahme deren Leiden, schreibt Tück in einem Medienbeitarg. Statt die Debatte emotional aufzuladen, sollten Sachargumente im Vordergrund stehen.

Für den Kirchenhistoriker Ulrich Lehner laufen die Synodalen Gefahr, in eine falsche Richtung zu gehen. Man habe noch nicht "die Lektion gelernt, dass Kirchenreform mit der inneren Reform beginnen und enden und daher mit einer Glaubensinitiative einhergehen muss", sagte Lehner.

Die dritte Synodalversammlung tagt bis Samstag in Frankfurt. Zum Auftakt planen Frauenverbände und Reformgruppen, dem Präsidium des Synodalen Wegs einen Offenen Brief zu überreichen. Damit wollen sie die Synodalen laut eigenem Bekunden unterstützen und den Beratungen "neue Schubkraft" verleihen.

Joachim Heinz/KNA

03.02.2022 - Bischöfe , Laien , Synodaler Weg